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Exkursion: Bremer Stadtparks.

Samstag - 24.09.2002:

Sonntag - 25.09.2022:

  • vormittags - Parkführungen durch den Bremer Bürgerpark mit Herren Kirsch (Teil 1) und Großmann (Teil 2)

Ein Reisebericht.

Bremer Bürgerpark, Knoopspark, Bremer Wallanlagen.
Exkursion des Bürgerparvereins Bamberger Hain e.V. - 23. - 25. September 2022

Mitglieder des Bürgerparkvereins Bamberger Hain e.V. besuchten den Bremer Bürgerpark, den Knoopspark und die Bremer Wallanlagen. Geführt wurden sie von ausgesprochenen Experten der Bremer Bürgerschaft, namentlich vom Gartendenkmalpfleger i.R. Dr. Rolf Kirsch, dem Direktor des Bürgerparkvereins Jens Großmann und vom Vorsitzenden des Fördervereins Knoopspark e.V. Herrn Christof Steuer.

Alle drei Parkanlagen lassen sich mit dem Bamberger Hainpark vergleichen, stadtnah und in der Nutzung als Bürgerparkanlagen den Gestaltungsprinzipien von Landschaftsgärten verpflichtet. Was uns besonders interessierte waren natürlich die Gestaltungselemente und die Pflege der Anlagen, sowie das gegenwärtige Erscheinungsbild. Und - sind im küstennahen Bereich vergleichbare Klimaprobleme vorhanden oder sind die Niederschläge noch ausreichend, um den Gehölzbestand nachhaltig zu sichern?

Bemerkenswert war der Pflegezustand aller drei Parkanlagen. Die Parkwege, sicher oft mit Steineinfassungen oder in Steillagen, auch mal mit Asphalt belegt, sind scharf von den Vegetationsflächen abgegrenzt. So ergeben sich die im englischen Landschaftspark gewünschten Effekte nahezu von selbst. Vermüllungen oder Vandalismus war weder in den - innerstädtischen – Wallanlagen, noch im Bürgerpark und schon gar nicht im etwas 10 km entfernten am Stadtrand liegenden Knoopspark zu beobachten. - Da fragten sich die Bamberger Experten schon nach dem Warum in Bremen und nicht auch in Bamberg?

Vielleicht liegt es einfach daran, dass die Bremer Bürger ihre Grünanlagen schätzen. Es waren die Bremer Bürger*innen, die um 1860 die obsolete Bürgerweide (Kuh- und Schweineanger und Wäschebleiche) in eine neue Nutzung überführen wollten. Es blieb nicht bei der anfänglich gedachten Bewaldung der Fläche. Nein es sollte schon mehr werden, nämlich eine großzügige Parkanlage von erst einmal 76 Hektar (heute mit dem Stadtwald 142 Hektar) die allen Bürger*innen zur Verfügung stehen sollte. Natürlich mit vielen Aktivitäten der damaligen Freizeitgestaltung, mit Wasserflächen und einem großzügigen Hotel. Letzteres mit Hollersee (in der Funktion als „Spiegelsee“) eingebettet in eine neobarocke Gartenanlage.

In Bamberg war es der bayerische Kurfürst Max IV. Joseph, der den Bamberger*innen den Bürgerpark schenkte und durch Freiherrn Friedrich von Stengel gestalten ließ. In Bremen waren es die Bürger selbst, allem voran die Bremer Kaufleute Johann Hermann Holler und Franz Ernst Schütte, die zuerst C. F. W. Nagel mit der Ausarbeitung eines Generalplanes beauftragten, der am Ende dann doch mit der Neuplanung von Wilhelm Benque in die heute noch gültige Gestalt mündete.

Das erste Treffen von interessierten Bürgern zur Schaffung eines Volksparks fand übrigens im Bremer Ratskeller statt. Selbstverständlich nahmen wir gerne diese Tradition auf und nahmen unser Abendessen ebenda ein.

Eigentümerin des Bürgerparks ist zwar die Stadt Bremen, aber der Bürgerparkverein ist Besitzer der Gesamtanlage und hat damit unumschränktes Hausrecht. Die gesamte Unterhaltung und Pflege wird vom Bürgerparkverein getragen. Mit den Einnahmen einer jährlichen Tombola (eigentlich kauft jeder Bremer 5 – 10 Lose) kann ein Großteil der Unterhaltungskosten einschließlich Personal und Sicherheitsdienste erwirtschaftet werden. Und bis heute ist es selbstverständlich, dass bei größeren Maßnahmen Bremer Kauf- und Geschäftsleute großzügig die Kosten übernehmen. Im Bürgerpark finden auch viele Veranstaltungen statt, die ausschließlich vom Verein kostenpflichtig genehmigt werden. Und, sollten sich doch einmal Unannehmlichkeiten einstellen, dann ist der Aufsichtsdienst zur Stelle und, wenn das nicht hilft, wird die 110 gerufen.

Der Klimawandel trifft die Bremer Gärten und Parks gleichermaßen. So berichtete Herr Großmann, dass der Grundwasserspiegel um ca. einen Meter gefallen ist von bisher 50 cm bis einen Meter, nun entsprechend tiefer. Selbst tiefwurzelnde Bäume hatten sich auf diese Komfortzone eingerichtet und können heute ihre Kronen nicht mehr versorgen oder fallen wegen fehlender Standfestigkeit einfach um. Aus verkehrssicherheitstechnischen und ästhetischen Gründen müssen gegenwärtig ca. 150 Bäume jährlich gefällt und neu gepflanzt werden. Wegen der Frühjahrestrockenheit ist eine Pflanzung im Frühjahr mittlerweile fragwürdig, was dazu führt, dass über die Wintermonate größere Brachstellen die Ästhetik beeinträchtigen.

Im Knoopspark, der etwas außerhalb und an einen Geesthügel liegt, sind die Probleme vergleichbar. Durch die Höhenlage ergeben sich reizvolle Parkbilder, die auch durch künstliche Geländemodellierungen und entsprechenden Gehölzpflanzungen erreicht wurden. Auch hier nimmt der Förderverein eine wichtige Stelle bei der Beratung zur gegenwärtigen Pflege und Unterhaltung war. Glücklicherweise sind negativen Nutzungsprobleme marginal. Spaziergänger und Hochzeitsgesellschaften begegneten uns, selbst bei leichtem Nieselregen.

Die, heute innerstädtischen, Wallanlagen wurden vor wenigen Jahren nach einem Parkpflegewerk wieder in einem historisch verbindlichen Landschaftspark zurückgeführt. Natürlich ist die – noch immer funktionstüchtige – Windmühle, mit den davor ausbreitenden Schmuckbeeten, eines der Bremer Wahrzeichen. Dass hier mehrere Hauptwege mit einer Asphaltfläche belegt sind, ist keinesfalls störend, sondern der starken Nutzung und dem teilweisen steilem Gefälle geschuldet.

Der Austausch mit den Bremer Experten verlief äußerst fruchtbar. Vielleicht kann unser Bürgerparkverein Bamberger Hain e.V. wieder Bamberger bürgerliche Tugenden wecken; denn, erinnern wir uns, der Luisenhain, der Luitpoldhain und vieles mehr ist auf das Engagement der Bamberger Bürger*innen zurückzuführen. Vielleicht gelingt es auch in Bamberg die Parkanlagen, nicht nur den Hainpark, wieder als das wertzuschätzen, was dem Bremer eine Selbstverständlichkeit ist.

Alfred Schelter


Impressionen.