Der Hainpark und die Wasserwirtschaft - Teil 1.
Innerhalb des Jahresprogramms 2021 wird der Bürgerparkverein in fachkundigen Spaziergängen unter anderem den Dialog über die klimatisch bedingten Anforderungen an den Hainpark führen. Ein Teilthema ist dabei die Wasserwirtschaft des von zwei Flußläufen umgebenen Haingebietes und - aktuell - über die Wasserentnahme über zwei Brunnen im Luisenhain.
Gespeist durch Filtrat aus der Regnitz wird seit 1963/1964 aus dem Gebiet des Luisenhains über zwei Brunnen Trinkwasser entnommen. Zur Zeit bringen die Stadtwerke die Brunnen auf den aktuellen Stand der Technik und lassen die Brunnen aus hygienischen Gründen einhausen. Genehmigt durch die "Untere Naturschutzbehörde im Klima und Umweltamt" sind die Arbeiten an den Brunnen im Luisenhain ein Hinweis darauf, dass die jahrzehntelange Trinkwasserversorgung aus dem Hainpark weiter Zukunft hat. Wie wichtig sind die Brunnen für die Wasserversorgung in der Stadt?
Als Fachbehörde ist das Wasserwirtschaftsamt Kronach zuständig und verantwortet die wasserrechtliche Genehmigung. Das Amt teilt auf Nachfrage mit:
Fakten: "Diese Brunnen fördern im wesentlichen Uferfiltrat der Regnitz. Die resultierende Grundwasserabsenkung ist gering(!). Die Entnahmemengen in den Jahren 2016-2018 lagen bei ca. 250.000 – 300.000 m³/Jahr."
Die Zahlen geben etwa die mittlere Entnahmemenge zu der genehmigten Menge wieder. Die Entnahme wäre etwa 5 %(!) der jährlichen Trinkwassereinspeisung in das städtische Rohrnetz. Die für die Wasserversorgung zuständige Stadtwerke erklären: "...können aus den Pegelmessungen nicht bestätigen, dass der Grundwasserspiegel im Haingebiet über die letzten Jahre dauerhaft absinkt".
Vordergründige Widerspüchlichkeit(?): Aktueller Grundlagewasserlagebericht des Bayerischen Landesamtes für Umwelt: "Auf Grund des bisher zu trockenen Winterhalbjahres 2020/21 sind die Messwerte an zahlreichen Grundwasser- und Quellmessstellen in Bayern noch unter dem Niveau des für diese Jahreszeit üblichen mittleren Grundwasserstandes bzw. der üblichen mittleren Quellschüttung. Auch die an vielen fließgewässerfernen Grundwassermessstellen beobachtete abnehmende Tendenz der Grundwasserstände hat sich weiter fortgesetzt." Für den Großraum Bamberg wird der Grundwasserstand als niedrig bis sehr niedrig eingestuft (siehe https://www.nid.bayern.de/grundwasser) Eben - dieser in den letzten Jahren ausbleibende Niederschlag(!) im Hainpark und der damit auch verbundene hohe Verlust an Großbäumen ist auch Fakt - siehe dazu aktuelle Berichte auf der Seite "Klima".
These: Ein Aussetzen oder eine Reduktion der Wasserentnahme der Stadtwerke über einen längeren Zeitraum würde zu einer Stetigkeit des Grundwasserspiegels führen. Wenn das so sein sollte - was in letzter Konsequenz noch zu beweisen wäre, käme es zu einer Verbesserung der Wasserversorgung für die Flora im Hainpark, im ehemaligen Auengebiet, und würde somit zur Verbesserung des lokalen Klimas beitragen(?)! Dieses Theorem beinhaltet dann aber auch den Verzicht auf einen Teil der städtischen Wasserversorgung - eine gesellschaftspolitische Abwägung zwischen positiver Klimaförderung und dem Standard des täglichen Lebens in unserem persönlichen "Mikrokosmos"...
Das verantwortungsvolle Umgehen der Kronacher Behörde mit der Thematik wird durch weitere amtliche Aussagen unterstrichen:
- "Aufzeichnungen bzw. Messungen über Ruhewasserspiegel und Betriebswasserspiegel sind verpflichtend laut Eigenüberwachungsverordnung durchzuführen."
- "Auch außerhalb von Wasserschutzgebieten senken sich die Grundwasserstände ab."
- "Die Brunnen im Luisenhain sind ein wichtiges Standbein für die Wasserversorgung der Stadt Bamberg."
Die Aufklärung des Wasserwirtschaftsamtes ist hilfreich. Denoch - relevant ist wie im Dreiklang mit den Faktoren "Ruhewasserspiegel", "Betriebswasserspiegel" und "Sickerstrecke" (Entnahmevolumen - Differenz zwischen den ersten beiden Größen) umgegangen wird. Bleiben die Parameter konstant oder werden sie je nach dynamischen Umweltveränderungen bzw. der Nachfrage nach Trinkwasser korrigiert? Vertrauen wir weiter dem verantwortlichen Umgehen der zuständigen behördlichen Stellen. - Aber die Großbäume im Hainpark leiden weiter!
Die starken Gehölzschäden liegen nicht im Bereich der Horizontal-Brunnen, erklärt das Gartenamt Bamberg. Obwohl... "Ich möchte nicht behaupten, dass das Baumsterben von der Grundwasserentnahme abhängt, dazu ist das Problem zu komplex und teilweise kleinräumig. Aber ich würde in Gebieten mit verminderter Wasserzufuhr durch den Boden sehr zurückhaltend sein mit der Wasserentnahme." ...so der Meteorologe Dr. Thomas Foken aus Bamberg-Bischberg zu der auch ihm örtlich bekannten Thematik.
Die Thematik in seiner Komplexität wird uns im Grundsatz weiter begleiten und dürfte zu einem wünschenswerten Diskurs mit und bei den zuständigen Behörden führen können. So gilt es, diesen Fragenkomplex z.B. mit dem Wasserwirtschaftsamt, der städtischen Wasserversorgung und Gehölzkundlern zusammen mit dem Naturschutz - transparent - zu diskutieren. Wie eingangs erwähnt - unsere diesjährigen fachkundigen Führungen im Hainpark werden die Wasserwirtschaft ebenso im Blick haben.
Ein weiterer Diskussionsbeitrag hier per "Klick".
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